fremd_denken

Wer dich ruft,
ruft dich nicht
im Ernst oder weil
er dir etwas Gutes will

Es ist
Kritik, die die dich schützt
die die Welt offen macht

weil du
weißt, du bist frei,
wenn du

niemanden siehst, folgst,
niemanden vertraust


außer deinem Zweck
den du finden willst


und wenn du
merkst, dass dein
Zweck das ist,
was du scheust,
weil du Freiheit bevorzugst,

dann sei still,
leg dich zur Ruh,
stirb ohne Sinn,

aber
behalt die Kritik.

trümmer_literatur

steinzeit
zu einstein
in steinigen zeiten
mit nur einem stein

zeit
zu stein

ge_danke

das denken erlaubt dir
das reden erlaubt dir
das schlafen erlaubt dir
das rechnen erlaubt dir
das essen erlaubt dir
dein DENKEN nicht auch
dein leben erlaubst du dir
das denken zu vernachlässigen?

massen_armut

Man erscheine in Massen!

Flüchte dich nicht in Gassen. Gib dich der Illusion der Gemeinschaft hin, und versuche dann nicht, deinen Sinn zu finden! Habe Vertrauen in die anderen, und glaube nicht an dich,

denn du bist schwach

und im Irrtum, und die anderen wissen das. Und sie sagen:

"Erscheine in Massen!" Und du tust das und marschierst durch die Allee zum Alexanderplatz. Und sie schreien, und du schreist mit:


"Hab Angst vor der Zukunft! Fürchte dich vor der Nacht! Geh abends betrunken durch die Straßen, habe Familie. Frau und Kind! Sei trostlos und mutlos und folge den Massen! Schließe dich Gleichgesinnten an! Vergiss, warum du lebst, und wenn sich alles um dich dreht, dann dreh dich mit und halt nicht Stand!

Mach dir das Leben gemütlich

und trüglich, versinke in Bildern, versinke in Süchten! Halt dich fest an der Welt, aufdass sie dich nicht verlässt. Versuch dich anzuhaften. Vergiss herausfinden zu wollen, wie es sich unter der Weisheit verhät! Seufze und

brülle Parolen!

Schließe dich Idealen an, und zieh in den Krieg! Hasse die Feinde deines Landes, denn das Land bist du. Und liebe die Täuschung, du sollst sie hüten wie die Realität!

Werde trunken

in der Allgemeinheit und gib deinen Individualismus auf. Geh auf die Straßen und in alle Gassen.



Folge den Massen!"

zwei_gedichte_sammlung

Heute große Oper

Seine Flüche werden kreischen,
seine Regentropfen fleuchen,
Meuchelmorder werden Toren
Opfer schoren große Leute.




Kopferschwernis

Manchen wird der Kopf zu schwer,
und sie können ihn kaum halten,
und sie wollen ihn verlieren,
und sie merken dabei nicht,
dass sie mit dem Kopf auch das
Empfinden missen würden,
dass der Kopf auf seine Weise
...leichter geworden ist.

busplatz_realität

Leben weg,
allein,

am Busplatz,
auf der Wiese,
wahrscheinlich voll Kot,
und mit krummen Rücken
und dem wie immer schlechten Gewissen wegen krummen Rücken
- aber nicht traurig.

Auf der gegenüberliegenden Wiese:
auch Menschen,
Jugend mit Po-Ritzen.

Vögel zwitschern so laut,
dass man es noch im Diktiergerät hört.
Ein Pfiff der Jugend.
Kamera fehlt,
aber es gäbe auch nichts zu fotografieren,
alles so grün.

"Gut, schönen Feierabend" am Imbiss nebenan.
Haare kitzeln mich an der Nase,
meine Strickjacke wird warm.
Hab mich absichtlich in die letzten Strahlen des Tages gesetzt.
Meine Hose brennt - werde mich regen,
dann wird es gehen.

Blätterrascheln,
Hippie mit Kinderwagen kommt vorbei,
Hippi war eine Frau.

Klägliche Pfiffe,
viele Autos,
donnern die Straße runter.

Bus aus Jena kommt,
Sarah und Marie steigen nicht aus.
Rotes Auto steht neben guckenden Mann, der sich Pullover überstreift.

Ziemlich warm.

Jugendliche auf Wiese sind mehr geworden,
sehe noch einen Kinderwagen,
"...verpisst euch!" - kleines bisschen Angst.

Zum Glück nicht auf meiner Wiese.
Mann neben rotem Auto ist weg,
steht in der Haltezone.

Blauer, blauer Himmel.